So haben Enkel und Ur-Enkel ihre Omas und Opas bestimmt noch nie erlebt. „Das hab‘ ich auch gehabt!“ werden Sie alle paar Schritte in der Spielzeugausstellung des Heimatmuseum Reutlingen zu hören bekommen. Buntes Spielzeug für Jungen und Mädchen aus Zeiten des Wirtschaftswunders füllt die Sonderausstellungsfläche im 2. Stock.
Es ist eine liebgewonnene Tradition im Heimatmuseum Reutlingen, dass besonders die Winterausstellungen familientaugliche Themen aufgreift. So waren in den vergangenen Jahren bereits Kaufmannsläden, Schneemänner und zuletzt Playmobil-Geschichten zu sehen. In diesem Jahr haben sich die Ausstellungs-Macher um Frau Dr. Martina Schröder für das Spielzeug aus den 1950er- und 60er-Jahren entschieden. Viele Objekte sind auch der jüngeren Generationen vertraut, wurde Spielzeug damals noch von Generation zu Generation weitergegeben. Thematisch sortiert wird gezeigt, was Kinderaugen in den Wiederaufbaujahren nach dem 2. Weltkrieg zum Leuchten brachte – Puppen und Puppenstuben, Automodelle und Carrerabahn, Experimentier- und Metallbaukästen und noch vieles andere. Zur Verfügung gestellt hat die Objekte der Journalist und Sammler Jörg Bohn. Den Sammler, selbst Kind dieser Ära, fasziniert, dass sich Zeitgeist unmittelbar im Spielzeug der Kinder wiederspiegelt. Dies will die Spielzeugausstellung im Heimatmuseum dokumentieren.
Kinderspielzeug als Spiegel der gesellschaftlichen Entwicklung
So lässt sich am Warenangebot in den Kaufmannsläden, der steigende Wohlstand im Nachkriegs Deutschland nachvollziehen. Nicht nur auf der Straße, sondern auch in den Kinderzimmern nahm die Zahl der Automobile von Jahr zu Jahr zu. Dementsprechend benötigten die Kinder Stellplätze für die Spielzeugautos. So kamen Parkhäuser und Parkgaragen ins Kinderzimmer. Auch der technologische Fortschritt machte nicht vor den Kinderzimmer halt. Mädchen und Jungen der Ära spielten mit Mondstationen lange bevor der erste Mensch seinen Fuß auf den Erdtrabanten setzte. Ebenso flog eine Concorde im Lufthansa-Look durch die Kinderzimmer. Eine Vision der Spielzeugmacher, denn in der Wirklichkeit gehörte das Überschallflugzeug nie zur Lufthansa-Flotte. Schon damals machten sich stolze Puppenmütter ausgiebig Gedanken zu Garderobe ihrer Barbie oder anderer Puppen-Modelle.
Früher war mehr Spiel
Zudem belegt die Ausstellung, dass Merchendising keine Erfindung unserer Tage ist. Erfolgreiche TV-Sendungen und Serien der Zeit wie ‚Der goldene Schuss‘, ‚Was bin ich?‘ oder Bonanza hatten ihre Fortsetzung als Brett- oder Kartenspiel.Wie sich die Zeiten änderten, änderten sich auch die Materialien der Spielzeuge. Kasperlefiguren, Kreiseln oder Kaufmannsläden wurden anfangs aus Holz gefertigt. Schon etwas Besonderes waren Spielzeuge aus Blech. Nach und nach verdrängte Plastik alle anderen Materialien. Vorteile für die Hersteller waren die kostengünstig Produktion und die Verfügbarkeit vieler bunter Farben. Was in der Ausstellung vielleicht etwas zu kurz kommt, sind spielerische Elemente für kleine und große Besucher. Gab es bei der Playmobil-Ausstellung im vergangenen Winter zahlreiche Spielinseln, sucht man diese bei der neuesten Spielzeugausstellung vergeblich. Allerdings gibt es wieder eine vielfältiges Begleitprogramm
Begleitprogramm zur Spielzeugausstellung „Das hab‘ ich auch gehabt!“
09.11.2019 – 09.02.2020
öffentliche Führungen:
sonntags am 24.11.19, 01.12.19, 15.12.19, 29.12.19, 19.01.20 und 09.02.20. Los geht’s 11:15 Uhr
sowie
Donnerstag, 26.12.19; Montag, 06.01.20; Sonntag. 02.02.20 jeweils 15:00 Uhr
Eintritt 4,- €
Spieleabend für Alle!
14. 11.19, 12.12.19 und 09.01.20 von 18:00-20:00 Uhr
Teilnahme kostenlos
Abenstunde im Museum
19.12.19, 18:00 Uhr
Kosten: 2,50 €
Familientag
02.02.20, 13:00-17:00 Uhr
Eintritt frei
Kultur & Kaffee
für Seniorinnen und Senioren
05.02.2020, 14:30-16:00 uhr
Kosten: 5,-€